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Oszillatoren und Indikatoren
Bevor man sich im Detail mit Indikatoren, wie dem hier im Fokus stehenden gleitenden Durchschnitt, oder mit Oszillatoren, wie dem RSI, beschäftigt, ist es wichtig, den Unterschied zwischen den Begriffen zu verstehen.
Indikatoren
zeigen den aktuellen Trend an
folgen Bewegungen, wodurch der Indikator dem Kurs "hinterherläuft"
zeigen nur im Nachhinein nur Trendwechsel an ("lagging indicator")
funktionieren gut in trendstarken Märkten, jedoch schlecht in Seitwärtsbewegungen
Oszillatoren
zeigen frühzeitig einen möglichen Trendwechsel an ("leading indicator")
signalisieren das Überkochen eines Marktes. (Überkauft, überverkauft)
Divergenzen (Auseinandergehen von Oszillator und Kurs) können angezeigt werden
funktionieren auch gut in Seitwärtsbewegungen
Dabei sind die Grenzen zwischen Indikatoren und Oszillatoren schwimmend. Im weiteren Verlauf, um gleitende Durchschnitte zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, dass Indikatoren dem Trend nachlaufen.
Definition
Der gleitende Durchschnitt ist der am häufigsten genutzte technische Indikator und bietet die Grundlage vieler Trendfolgesysteme und diverser Oszillatoren. Er ist – wie das Wort schon impliziert – der Durchschnitt einer bestimmten Datenmenge. Dabei glättet der Indikator den Kurs und macht Trends somit besser sichtbar. Er wird im Chart als krumme Linie angezeigt. Seine Aufgabe ist es, das Fortschreiten eines Trends anzuzeigen und dabei zu signalisieren, wenn ein neuer Trend beginnt oder ein alter Trend geendet hat.
Der gleitende Durchschnitt folgt stetig dem Kurs und versucht sich diesem ständig anzunähern. Er läuft der Bewegung aber immer hinterher. ("lagging indicator") Je kürzer der Durchschnitt, desto näher wird er am Kurs mitlaufen und desto sensibler reagiert er auch auf die Preisschwankungen. Je größer der gewählte Durchschnitt, desto weiter wird der Indikator vom Markt entfernt sein und auch viel weniger auf Kursschwankungen reagieren.
Berechnung
Der wohl beliebteste geleitende Durchschnitt ist der einfache gleitende Durchschnitt (auch mit SMA abgekürzt. SMA = Simple Moving Average, englisch für einfacher gleitender Durchschnitt).
Bei einem einfachen 50-Tages-Durchschnitt werden die Schlusskurse der letzten 50-Tage addiert und die Summe anschließend durch 50 geteilt, um einen Durchschnittswert zu erhalten.
Wird der 50er MA auf dem Stundenchart angewendet, wird der Durchschnitt anhand der letzten 50 Perioden im Stundenchart berechnet. Dabei wird bei jeder Kerze ein neuer Wert berechnet, da die Anzahl der Werte (Schlusskurse) mit dem Voranschreiten des Kurses immer weiter zunimmt. Am Ende erhält man eine Anzahl an Durchschnittswerten, welche mit einer Linie verbunden werden. Das Prinzip dahinter ähnelt dem Linienchart.
Der Wert „50“ kann natürlich durch einen beliebigen anderen Wert ersetzt werden. Die am meisten verwendeten Periodendauern (auch Bezugswert genannt) sind:
9
10
20
50
und 200
Einfache gleitende Durchschnitte in der Praxis. (S&P500)
Quelle: Tradingview
Je kleiner die eingestellte Länge, desto näher läuft der SMA am Kurs und umso mehr Signale werden generiert. Man sieht auch schön, wie kürzer eingestellte SMA's stärker auf die Kursschwankungen reagieren. Während der schwarze SMA durchgängig nach oben gerichtet ist, zeigen kürzere SMA's wie der orange SMA auch untergeordnete Korrekturen an.
Weitere Einstellungsmöglichkeiten
Neben der Periodendauer bzw. dem Bezugswert kann bei einigen Chartplattformen zum Beispiel auch das Timeframe, auf den sich der Indikator beziehen soll, unabhängig vom gewählten Timeframe im Chart ausgewählt werden. So kann der gleitende Durchschnitt aus dem 4-Stundenchart berechnet werden, aber im 1-Stundenchart sichtbar gemacht werden. Dies kann bei einer Multi-Timeframe-Analyse von Bedeutung sein.
Außerdem kann die Quelle, auf der sich der Indikator bezieht, eingestellt werden. Standardmäßig werden die Schlusskurse verwendet, um einen Durchschnitt daraus zu bilden. Daneben kann aber auch das Open, High oder Low verwendet werden oder einen Mittelwert davon.
SMA als Trendfilter und dynamische Unterstützungen/ Widerstände
Es gibt diverse Möglichkeiten, wie gleitende Durchschnitte eingesetzt werden können. So können sie zum Beispiel als Trendfilter benutzt werden. Befindet sich der Kurs oberhalb eines bestimmen SMA, so liegt ein Aufwärtstrend vor. Ein Abwärtstrend liegt vor, wenn sich der Kurs unterhalb des Durchschnitts befindet.
Zudem kann man immer wieder beobachten, wie Kurse an bestimmen SMA's abprallen, so ist es auch möglich gleitenden Durchschnitte als dynamische Unterstützungs- und Widerstandslinien zu nutzen.
Als Beispiel hier wieder der S&P500 im Tageschart, wie der 50er SMA im Aufwärtstrend immer wieder als Sprungbrett gedient hat:
Quelle: Tradingview
Rainbow Prinzip
Beim Rainbow Prinzip werden mehrere gleitende Durchschnitte mit verschiedenen Parametereinstellungen in Kombination dargestellt. Der Rainbow soll die Trendstärke- und Dynamik einer Bewegung verdeutlichen. In Phasen mit einem starken vorherrschenden Trend fächert sich der Rainbow auf, wogegen er sich in trendlosen Phasen zusammenzieht. Vor der Entstehung eines neuen Trends kulminieren die Rainbow Durchschnitte in einem schmalen Preisbereich. Der Name des Indikators leitet sich von den verschiedenen Farben der Durchschnitte ab, die wie ein Regenbogen aussehen.
Quelle: Tradingview
Kreuzung der SMA's
Eine weit verbreitete Anwendungsform ist auch das Kreuzen bestimmter Durchschnitte als Einstiegssignal zu nutzen. Dies kann entweder mit zwei Durchschnitten verschiedener Längen umgesetzt werden oder mit dem Kurs selbst und einem gleitenden Durchschnitt. Kreuzt also der Kurs einen Durchschnitt nach oben, kann dies als Long Signal gewertet werden und umgekehrt. Nutzt man dazu zwei Durchschnitte verschiedener Längen, ergibt sich ein Signal, wenn der schnellere Durchschnitt den langsameren kreuzt.
Golden Cross
Vom "Golden Cross" spricht man, wenn der 50er-Durchschnitt den 200er-Durchschnitt nach oben kreuzt. Steigende Kurse werden erwartet.
Als Beispiel hier das Golden Cross im S&P500 nach dem Corona Crash. Der blaue 50er SMA schneidet den grünen 200er SMA nach oben. Die Rally danach ist Geschichte. (Quelle: Tradingview)
Death Cross
Das Death Cross ist analog zum Golden Cross. Schneidet der 50er Durchschnitt den 200er nach unten, so spricht man von einem Death Cross. Weiter fallende Kurse werden erwartet.
Als Beispiel hier das Death Cross im S&P500 während des Corona Crash. Der blaue 50SMA schneidet den grünen 200SMA nach unten. (Quelle: Tradingview)
Learnings
Indikatoren zeigen generell den aktuellen Trend an
Oszillatoren deuten auf einen potenziellen Trendwechsel hin
Der gleitende Durchschnitt glättet den Kurs und macht Trends somit besser sichtbar
Befindet sich der Kurs oberhalb eines bestimmten SMA, so liegt ein Aufwärtstrend vor
Ein Abwärtstrend liegt vor, wenn sich der Kurs unterhalb des Durchschnitts befindet
Der SMA kann als dynamische Unterstützungs- bzw. Widerstandszone dienen
Die Kreuzung von einem kurz- bzw. langlaufenden SMA kann als Kauf- bzw. Verkaufssignal benutzt werden (Golden Cross, Death Cross)
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